Tief hat sich bei Gräfenthal das kleine Flüsschen Zopte in das Thüringisch-Fränkische Schiefergebirge eingeschnitten. Hier, nahe an der Pulsader des Rennsteigs und bei der Saalfelder Höhe gelegen, herrschten beste Bedingungen für die Entstehung der Alten Heeres- und Handelsstraße von Nürnberg nach Leipzig, welche jahrhundertelang durch die kleine Stadt führte und deren Geschicke maßgeblich beeinflusste.
Dem Schutz dieses Handelsweges diente auch das sich stolz auf einem Felsvorsprung über der Stadt erhebende Schloss Wespenstein. Ursprünglich als Burg von den Orlamünder Grafen erbaut, geht seine heutige Gestalt auf die Erbreichsmarschälle von Pappenheim zurück, die es zum stattlichen Schloss umbauen ließen, das einen vorzüglichen Ausblick auf die umliegenden Berge des Schiefergebirges, das Zoptetal und die unterhalb des Schlosses liegende Altstadt von Gräfenthal bietet. Hier sollte sich der Besucher unbedingt Zeit nehmen, denn das historische Marktviertel mit dem Ensemble Stadtkirche St. Marien – Alte Schule – Rathaus mit Marktbrunnen und dem kleinen Stadtpark prägen das Erscheinungsbild der Stadt auf besondere Weise. Auch eine Besichtigung der Stadtkirche ist lohnenswert, immerhin predigte hier schon Martin Luther. Neben der mittelalterlichen Krypta und schönen Deckenmalereien besticht das Gotteshaus mit seiner 1915-1916 in den Formen des Jugendstils eingebauten seltenen Innenausstattung.
Die Hauptgeschäftsstraße von Gräfenthal ist die Coburger Straße, die von einem beeindruckenden Eisenbahnviadukt überspannt wird. Dieses Ingenieurbauwerk war bei seiner Entstehung im Jahre 1898 ein viel bewunderter Bestandteil der inzwischen stillgelegten Bahnlinie von Probstzella in Richtung Lauscha.
Ähnlich wie das benachbarte Probstzella lag auch Gräfenthal so nah an der DDR-Grenze zur Bundesrepublik, dass auch dieser Ort in die 5-Kilometer-Sperrzone eingeordnet wurde. In der Folge war der Zugang zu Gräfenthal auch für die Bewohner nur mit einem gültigen Passierschein möglich. Über all diese Aspekte der jahrzehntelangen innerdeutschen Teilung informiert sehr anschaulich das sich in der Oberen Coburger Straße befindliche Grenz- und Heimatmuseum „Georg Stift“.
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